Brief | Sechsundzwanzigster Brief | 464
(427-475)

Das Schlachtfeld dieser beiden einander entgegengesetzten Gruppen ist also nun der weite Abstand zwischen der Spitze des Minaretts und dem Boden des Brunnens. Die Gemeinschaft der Leute des Lichts, die man die Gefolgschaft Gottes nennt, zeigt allen weitsichtigen (Menschen) den Muezzin auf der Spitze des Minaretts. Und denen, deren Blicke in ihrer Kurzsichtigkeit nicht so hoch empor reichen, zeigen sie den Muezzin auf einer Stufe, die ihrem jeweiligen Standpunkt entspricht. Ein kleines Zeichen genügt ihnen schon als ein Beweis dafür, dass der Muezzin keine leblose Masse wie ein Stein ist, sondern ein vollkommener Mensch (insan-i kamil), der zu seiner Zeit nach oben steigt, sichtbar wird und zum Gebet ruft. Was aber die andere Gruppe, die man die Gefolgschaft des Satans nennt, urteilt törichter Weise so: »Zeigt ihn entweder allen auf der Spitze des Minaretts, oder aber sein Platz ist am Grunde des Brunnens.« In ihrer Dummheit wissen sie nicht, dass es nur an denen liegt, deren Blick nicht so weit empor reicht, wenn man ihn nicht jedermann auf der Spitze des Minaretts zeigen kann. In ihrer Spitzfindigkeit wollen sie den ganzen Bereich für sich in Anspruch nehmen, allein die Spitze des Minaretts davon ausgenommen. So tritt dann also jemand hervor, um den Streit zwischen den beiden Gemeinschaften zu schlichten und sagt zu dieser Gefolgschaft des Satans: »Oh unglückselige Gruppe! Wäre der Platz (maqam) dieses gewaltigen Muezzins am Grunde des Brunnens, so müsste er wie ein Stein so leblos und kraftlos sein. Und der auf den Stufen, die im Brunnen hinunter führen und denen, die im Minarett hinauf führen, sichtbar wird, könnte nicht er sein. Da ihr ihn aber dort sehen könnt, kann er sicherlich nicht so kraftlos, tot und wesenlos sein. Die Spitze des Minaretts muss sein Platz (maqam) sein. Da dies aber nun einmal so ist, zeigt ihn also nun auf dem Grunde des Brunnens – wo ihr ihn aber auf gar keinen Fall zeigen könnt und ihr werdet auch niemanden glauben machen können, er sei dort, oder aber schweigt! Das Gebiet, das ihr verteidigt, ist der Grund des Brunnens. Was aber den übrigen Bereich und den weiten Zwischenraum betrifft, so ist er der Bereich dieser gesegneten Gemeinschaft. Wo immer sie diese Persönlichkeit zeigt, es sei denn am Grunde des Brunnens, dort werden sie auch den Fall für sich entscheiden.« So wird denn wie in diesem Gleichnis, worin mit dem Kapitel über die Diskussion mit dem Teufel vom Throne Gottes bis hinab auf den Grund dieser weite Zwischenraum der Gefolgschaft des Satans aus der Hand genommen, die gesamte Gefolgschaft des Satans in die Ecke getrieben und zum Schweigen gebracht. Ihr bleibt ein Platz überlassen, der zuhöchst irrational, der völlig unmöglich, der so ganz und gar verabscheuungswürdig ist. Man treibt sie in einem Loch zusammen, das so eng ist, dass kaum jemand hinein gelangen kann, während der gesamte Zwischenraum im Namen des Qur’an (von seiner Gefolgschaft) in Anspruch genommen wird. Sagt man zu ihr: »Was ist der Qur’an?«, so sagen sie: »Ein schönes Buch (von und über) einen Menschen, das in den guten Sitten Unterricht erteilt.« Dann wird man ihnen auch sagen: »Weil dies so ist, darum ist es auch das Wort Gottes und als ein solches müsst ihr es auch annehmen.

kein Ton