Brief | Sechsundzwanzigster Brief | 469
(427-475)

Und diese feinen geistigen Organe brauchen keine Lehre und kein Verständnis, vielmehr bedürfen sie (einer beständigen) Erinnerung, Hinwendung und Ermutigung. Und diese Worte, die gleich einer Haut sind, genügen ihnen und versehen die Aufgabe des Sinnes. Und besonders dann, wenn diese arabischen Worte gemahnen, dass sie Worte Gottes und göttliche Verkündigung sind, so sind sie eine Quelle immerwährender Segensfülle.

So zeigt denn dieser Zustand (hal), den ich selbst erfahren habe: Den Esan, die Lobpreisungen nach dem Gebet und Wahrheiten wie die Fatiha und die Sure-i Ihlas, die stets wiederholt werden, in einer anderen Sprache zum Ausdruck zu bringen, bringt einen großen Schaden. Denn nachdem die immer sprudelnde Quelle der Worte Gottes und Seines Propheten versiegt ist, dann ist auch der beständige Anteil dieser beständigen feinen innerlichen Organe gleichfalls verloren. Ferner gehen auch mit jedem Wort mindestens zehn Verdienste (sevab) verloren und nicht jeder kann (das Bewusstsein) der beständigen Gegenwart Gottes während des ganzes Gebetes aufrecht erhalten. So entsteht denn in dieser Unaufmerksamkeit durch die menschlichen Worte der Übersetzung ein Schaden, als legte sich Finsternis über den Geist.

So wie schon Imam-i A’sam gesagt hat, ist

Kennzeichen und Merkmal der Göttlichen Einheit (Tauhid). Desgleichen sagen auch wir: Die übergroße Mehrheit aller Worte der Lobpreisungen (tebish) und des Gedenkens (dhikr), besonders aber der Ruf zum Gebet und das Gebet selbst sind zu solchen Kennzeichen und Merkmalen geworden. Und wie Zeichen werden sie nicht nur in ihrer wörtlichen Bedeutung sondern mehr noch in ihrer üblichen, den religiösen Vorschriften entsprechenden Bedeutung betrachtet. Weil dies aber so ist, kann man diese Worte nach der Schari’a nicht verändern. Selbst ein ungebildeter Mensch ist in der Lage, jene Bedeutung, die ein jeder Muslim kennen muss, kurz zusammengefasst, rasch zu erlernen. Wie können Menschen, die ihr ganzes Leben im Islam verbringen und dabei ihre Köpfe mit Tausenden sinn- und nutzloser Dinge füllen sich entschuldigen, wenn sie nicht in ein, zwei Wochen eine Zusammenfassung der Bedeutung jener gesegneten Worte lernen, die der Schlüssel zum Ewigen Leben sind? Wie können sie Muslime sein? Wie können sie verständige Menschen genannt werden?... Und es ist nicht verständig, die Fassung der Quelle des Lichtes um solch fauler Kerle willen zu zerstören!... Des Weiteren versteht, wer »Subhanallah« (Gott sei gelobt!) sagt, von welchem Volk auch immer er sein mag, dass er Gott den Gerechten damit preist. Genügt denn das nicht bereits? Wenn er die Bedeutung (dieser Worte) auch nur einmal in seine eigene Sprache überträgt, lernt er sie für alle Male mit seinem Verstand. Statt dessen wiederholt er sie hundert Mal am Tag. Diese hundert Mal sind, von dem Lernanteil des Verstandes einmal abgesehen, zusammen mit der kurzgefassten Bedeutung des Ausdrucks und dem in ihn übergegangenen und mit ihm verschmolzenen Ausdruck eine Quelle vieler Lichter und der Fülle des Segens.

kein Ton