Brief | Neunundzwanzigster Brief | 547
(528-621)

So wie also ein König im Verlauf seiner Regierungszeit jährlich oder gelegentlich, z. B. anlässlich Seiner Thronbesteigung Festtage ausrufen und eine glanzvolle Feier veranstalten kann, Seinen Untertanen an einem solchen Tag außerhalb der allgemein gültigen Gesetze (eine allgemeine Amnestie verkünden), ihnen Seine Huld erweisen; Er zeigt sich höchstderoselbst in der Öffentlichkeit, gewährt Privataudienzen und ehrt die treuen und verdienten Bürger seines Reiches durch Sein persönliches Wohlwollen und sein königliches Interesse. Genauso hat auch der König, der in Seiner Majestät und Herrlichkeit über die achtzehntausend Welten herrscht von Ewigkeit zu Ewigkeit in diesem Heiligen (Monat) Ramadan den hochehrwürdigen Qur’an als einen königlichen Erlass für diese achtzehntausend Welten herabgesandt. Darum ist es mit Sicherheit ein Erfordernis Seiner Weisheit, diesen Monat mit Recht, ein besonderes Fest Gottes, eine Messe des Herrn und eine Versammlung und Vereinigung der Seelen (zu Gottes Gedenken) zu nennen. Da nun einmal der Ramadan ein solches Fest (ein solches feierliches Gedenken Gottes) ist, wurde mit Sicherheit auch ein Fasten befohlen, um die Menschen in gewissem Grade von ihren niederen, tierischen Bedürfnissen zurückzuhalten.

Das vollkommenste Fasten heißt, nicht nur dem Magen, sondern mit ihm zugleich auch allen Organen des Menschen, wie den Augen, den Ohren, der Zunge, aber auch dem Herzen, der Phantasie und den Gedanken ein Fasten aufzuerlegen, also mit anderen Worten: all den verbotenen, aber auch allen nichtigen Dingen aus dem Wege zu gehen und jedes Organ auf seine Art Dienst und Anbetung hin zu orientieren, seine Zunge vor der Lüge, vor übler Nachrede, vor groben und hässlichen Worten zu bewahren und in dieser Form ein Fasten zu halten und die Zunge statt dessen darin zu üben, den Qur’an zu lesen, die Heiligen Namen Gottes immer wieder zu rezitieren, Ihn zu loben, zu rühmen und zu preisen, Segenswünsche (für den Propheten) auszusprechen und Allah um Verzeihung anzurufen; die Augen vor unerlaubten Dingen zu bewahren und sie statt dessen auf lehrreiche Dinge zu lenken; das Ohr vom Hören schlechter Dinge abzuwenden und es auf schöne und wahrhaftige Reden zu richten, den Qur’an anzuhören - dies alles ist (in dem ganz allgemeinen Begriff) »Fasten« mit eingeschlossen.

Weil aber nun der Bauch die größte Industrieanlage in unserem Körper darstellt, ist es um so leichter, alle die anderen kleinen Werkstätten zur Nachfolge anzuregen, hat man erst einmal diese große Anlage stillgelegt (und ihre Arbeiter in Urlaub geschickt).

Achter Abschnitt: Eine Weisheit unter vielen Weisheiten des Heiligen (Monats) Ramadan hinsichtlich des individuellen menschlichen Lebens ist folgende: Eines der wirksamsten Heilmittel in der Gestaltung eines gesunden Lebens ist es, eine Diät einzuhalten für Leib und Seele.

kein Ton