Brief | Neunundzwanzigster Brief | 575
(528-621)

Wohlan denn, oh ihr Anhänger dieser Franken (und ihrer Lebensweise) und all ihr Glaubenslosen, die ihr euch darum bemüht, meine aufrichtigen Mitbrüder mit eurer Propaganda dahin zu bringen, mir nur noch die kalte Schulter zu zeigen! Was tut ihr zum Wohle dieser Nation?

Ihr löscht das Licht der Gottesfürchtigen und der Frommen, die die erste Volksschicht bilden.

Ihr streut noch Gift auf die Wunden der zweiten Schicht, die doch der Güte und Fürsorge bedürftig sind.

Ihr zerstört den Trost der dritten Schicht, die doch so sehr euren Respekt verdient, und werft sie in die völlige Verzweiflung.

Ihr brecht ganz und gar die geistige Kraft der vierten Schicht, die doch so sehr eure Zärtlichkeit (shefqat) braucht und löscht ihre wahre Menschlichkeit aus.

Ihr lasst die Hoffnungen der fünften Schicht, die doch so nötig Hilfe, Trost und Unterstützung braucht, in ihrer Hoffnung, in ihrem Ruf nach Hilfe ohne Frucht sein und verwandelt das Leben in ihren Augen in etwas, das noch furchtbarer ist als der Tod.

Und der sechsten Schicht, die ihr doch eigentlich ermahnen und wachrütteln müsstet, gebt ihr in ihrem Jugendrausch auch noch Wein zu trinken, einen Wein, der sie in eine besonders schmerzliche und besonders schreckliche Trunkenheit versetzt.

Ist das etwa euer patriotischer Eifer, dass ihr um dessentwillen, so vieles opfert, was euch heilig ist? Ist es das, was eine national-türkische Gesinnung den Türken zu bieten hat? Hunderttausend Mal Zuflucht bei Gott!

Ihr Herren! Ich weiß, dass ihr eure Zuflucht zu eurer Macht nehmt, wenn ihr angesichts der Wahrheit verloren habt. In dem Geheimnis, dass die Macht sich auf die Wahrheit stützt (und auf den, der aus ihr lebt) und nicht die Wahrheit sich auf die Macht stützt (und auf den, der sie in Händen hält), könnt ihr rund um mich die Welt in Brand setzen, doch mein Kopf (rund um den herum die Welt in Flammen steht), der sich opfert für die qur’anischen Wahrheiten, wird sich nicht vor euch beugen. Zudem will ich euch auch dies noch sagen: auch wenn nicht nur eine begrenzte Anzahl Leute wie ihr, die doch das Volk in seinem Innern verachtet, sondern Tausende euresgleichen mir selbst tätlich ihre Feindschaft zeigten, würde ich ihnen dennoch keine Beachtung schenken, ja ihnen nicht mehr Wert beimessen als einem Haufen wilder Tiere. Denn was könnt ihr schon gegen mich ausrichten? Alles, was ihr tun könnt, ist, entweder meinem Leben ein Ende setzen, oder aber mein Werk zerstören. Außer diesen beiden Dingen verbindet mich nichts mit dieser Welt. Was die Stunde betrifft, die für dieses Leben vorherbestimmt ist, so glaube ich mit der Sicherheit eines Zeugen, dass sie sich nicht ändert. Sie ist bereits bestimmt. Da dies aber nun einmal so ist, scheue ich nicht davor zurück, als Märtyrer auf dem Weg der Wahrheit zu sterben, sondern erwarte sie mit Sehnsucht. Besonders da ich schon alt bin, glaube ich, dass es schwer für mich werden wird, noch ein weiteres Jahr zu leben.

kein Ton