Brief | Neunundzwanzigster Brief | 601
(528-621)

Und solange sein Vertrauen unerschütterlich bleibt, kann er nicht in die Gottlosigkeit hinabgezogen werden. Angesichts des Listenreichtums heutiger Atheisten ist es für Leute, die nicht einem Orden verbunden sind und deren Herzen noch nicht in Bewegung gekommen sind, auch wenn sie Forscher und Gelehrte sind, schwierig geworden, sich vollständig zu bewahren. Aber es gibt da noch etwas anderes: Einige Wege (meschreb), sollten nicht auf Grund der üblen Praktiken solcher verurteilt werden, die zum Teil außerhalb des Islam stehen und außerhalb der Grenzen der Gottesfurcht liegen. Manche von ihnen haben sich fälschlicherweise selbst den Namen eines Sufi-Ordens umgehängt. Ziemlich abseits der bedeutenden, erhabenen religiösen und spirituellen Ergebnisse der Sufi-Orden, welche die ersten und wirkungsvollsten, begeisterten Mittel der Entwicklung und Verbreitung von Bruderschaft und ein heiliges Band innerhalb der islamischen Welt sind, sind sie also eine der drei wichtigsten, nicht zu erschütternden Eckpfeiler des Islam gegen die furchtbaren Angriffe der Welt des Unglaubens und die »christliche« Politik und ihre Angriffe, um das Licht des Islam auszulöschen. Was Istanbul, Sitz des Kalifats für fünfhundertundfünfzig Jahre gegen die gesamte christliche Welt aufrecht hielt, war das Licht des Glaubens an den einen Gott (Tauhid), das fünfhundert Plätzen in Istanbul entströmte, und die Stärke des Glaubens derer, die in ihren Klöstern hinter den Moscheen »Allah! Allah!« rezitierten, ein starker Stützpunkt für die Leute des Glaubens in diesem Zentrum des Islam und ihrer geistigen Liebe, die ihnen aus ihrem Wissen um Gott und dem glühenden Eifer ihrer Gebete erwächst. Oh ihr unverständigen Pseudopatrioten und falschen Nationalisten! Welches Übel der Sufi-Orden könnte all das Gute im Leben eurer Gesellschaft zunichte machen? Nun sagt selbst!? Vierte Andeutung: Obwohl der Weg zur Heiligkeit so leicht ist, ist er doch ziemlich schwierig. Obwohl er so kurz ist, ist er doch so lang. Obwohl er so kostbar ist, ist er doch zugleich auch so gefährlich. Obwohl er so breit ist, ist er doch so eng. So ist es denn aus diesem Grund, dass Einige, die auf diesem Pfade reisen, unterwegs ertrinken, andere erleiden irgendeinen anderen Schaden oder stürzen in ein Unglück, andere kehren zurück und bringen dann wieder Andere auf Abwege. Zum Beispiel: Im Sufi-Orden gibt es zwei Wege unter der Bezeichnung: Reise nach innen und Reise nach außen. Der erste Weg (meschreb) ist der Weg nach innen. Er beginnt in der eigenen Seele (nefs), zieht die Sinne ab von der äußeren Welt und richtet sie in das eigene Herz. So durchbohrt er den Egoismus, öffnet einen Weg zum Herzen und findet dort zur Wahrheit. Von dort führt er wieder nach außen zum Horizont und (unser Reisender) erblickt das Licht. Nun schließt er die Reise schnell ab. Die im inneren Kreis erschaute Welt erblickt er nun im größeren Maßstab in der Außenwelt. Die meisten stillen, geheimen Sufi-Orden, folgen diesem stillen, inneren Weg. Die wichtigste Voraussetzung dafür ist, das Ego zu brechen, die Leidenschaften aufzugeben und ihre (eigenwillige) Seele (nefs) zu töten.

kein Ton