Brief | Zwanzigster Brief | 330
(300-352)

So aber wie umfassendes Wissen für dieses Wesen unabdingbar ist, ist vom Standpunkt ihrer Zugehörigkeit zu Ihm, auch für alle Dinge (Sein Wissen um diese Dinge) unabdingbar. Das heißt, dass es für kein Ding möglich ist, vor Ihm verborgen zu bleiben. So wie es nicht möglich ist, dass Dinge auf der Erdoberfläche, die unverhüllt der Sonne ausgesetzt sind, sie nicht sehen sollten, so ist es noch Tausend Mal mehr unmöglich, unvorstellbar, dass Dinge sich vor dem Licht des Wissens des Majestätischen Allmächtigen verstecken könnten. Denn es gibt eine Allgegenwart (hudhur). Das heißt, alle Dinge sind innerhalb Seiner Sichtweite, in Seinem Gesichtskreis stets vor Ihm, durch Ihn bezeugt und Er durchdringt alle Dinge.

Wenn sogar leblose Dinge, wie die Strahlen der Sonne, das menschliche (Augenlicht) in all seiner Schwäche, der Röntgenstrahl, der über kein Bewusstsein verfügt, obwohl sie nur geschaffen, mangelhaft, akzidentiell sind, alle Dinge erblicken und sie durchdringen können, so kann sich mit Sicherheit nichts vor dem Lichte des Wissens des Urewigen, das notwendig (weil ursprünglich), allumfassend und essentiell ist, verbergen, nichts außerhalb dieses (Lichtkegels) sein. Für diese Tatsache (haqiqat) gibt es grenzenlos viele und unzählbare Merkmale und Zeichen im Universum.

Zum Beispiel: Alle Weisheit, so wie sie in allem, was da ist, sichtbar wird, weist auf dieses Wissen hin. Denn eine Arbeit in Weisheit zu verrichten ist nur mit dem (dabei erforderlichen) Wissen möglich. Überdies weisen alle Gnadengaben (Gottes) und ihre künstlerische Gestaltung auf ein solches Wissen hin. Der, welche Seine Arbeit in Güte und all Seiner Freundlichkeit verrichtet, tut dies sicherlich wissentlich und absichtlich. Überdies weist alles, was da ist, in seiner Ausgewogenheit und Wohlgeordnetheit, jedes Ding in seiner wohlausgewogenen und abgemessenen Form und Gestalt, wiederum auf dieses allumfassende Wissen hin. Denn ein Werk wohlausgewogen zu verrichten, geschieht (mit dem dazu erforderlichen) Wissen. Wer ein Meisterstück mit Meßlatte und Waage vollbringt, muss sich mit Sicherheit auf eine präzise Kenntnis stützen können. Überdies weisen auch Maß und Ordnung, wie wir sie in allem sehen, was da ist, (alle Dinge, die) nach Maß und Zweck geformt und gestaltet sind, alle die Formen und Gestalten, die ihre Frucht hervorgebracht haben dem Kreis göttlichen Vorherwissens (qader) und seiner Erscheinung (qadha) entsprechend auf ein allumfassendes Wissen hin.

So geschieht es denn in der Tat dadurch, dass allen Dingen ihre jeweils entsprechende Form gegeben wird, einem jeden Sein die für die Umstände seines Lebens und seines Daseins passende Gestalt aufgrund eines allumfassenden Wissens verliehen wird. Anders ist das unmöglich...

kein Ton