Brief | Neunundzwanzigster Brief | 588
(528-621)

Diese Fetwa von Imam-i A’dham ist in fünffacher Hinsicht etwas besonderes: Erstens: sie betrifft diejenigen, die weit entfernt von einem islamischen Zentrum leben. Zweitens: es handelt sich um eine echte Notlage Drittens: (diese Fetwa) gilt nur für eine Übersetzung ins Persische, was nach einer Überlieferung zu den Sprachen der Leute des Paradieses gezählt wird. Viertens: Diese Ausnahmeregelung wurde ausschließlich für die Suratu-l’Fatiha erteilt, damit diejenigen, welche die Suratu-l’Fatiha nicht können, nicht deswegen das Gebet unterlassen. Fünftens: Eine solche Ausnahmegenehmigung wurde erteilt, um damit einer Begeisterung für den Islam zu entsprechen, welche aus der Kraft des Glaubens erwächst, sodass die heilige Bedeutung auch von den einfachen Leuten verstanden werden konnte. Jedoch das arabische Original aufzugeben für eine bloße Übersetzung, aus einer gewissen Glaubensschwäche heraus, gepaart mit nationalistischen Gedanken und einem Hass auf die arabische Sprache, getrieben von einem destruktiven Bedürfnis, heißt andere zur Aufgabe des Glaubens zu veranlassen!... Zweiter Hinweis: Die Leute einer ketzerischen Erneuerung (bid’a), welche die Kennzeichen des Islam verändern möchten, wollten zunächst von ihren schlechten Gelehrten eine Fetwa erhalten. Sodann haben sie obige Fetwa vorgezeigt, deren Besonderheiten, wir bereits in fünffacher Hinsicht aufgezeigt haben. Zweitens: Die Leute der ketzerischen Erneuerung (bid’a) übernahmen nun von den ausländischen Reformatoren folgende unglückselige Idee: Unzufrieden mit der Katholischen Kirche versuchten die Reformatoren (Martin Luther 1517 – A.d.Ü.) eine christliche Erneuerung. Für die Katholische Kirche waren die Reformatoren Ketzer, ähnlich den Mutesiliten. Nach dem Dreißigjährigen Krieg (1648) erhielten die Länder der Reformation ihre Eigenständigkeit. Die Französische Revolution (1789) zerstörte den Kirchenstaat und beraubte die Katholische Kirche ihrer Machtposition. Nun sagen aber heute diese Pseudopatrioten hier, die nur blindlings nachahmen: »Da es nun einmal in der Katholischen Kirche Männer mit Ketzerischen Ideen gegeben hat, aus denen sich dann die Kirchen der Reformation entwickelt haben, die sich nun heute um Verständnis füreinander bemühen, warum sollte es dann nicht auch im Islam eine solche Art Reformation geben?«... Antwort: Bei diesem Vergleich ist der Unterschied vergleichsweise größer als im »Ersten Zeichen«. Denn in der Religion Jesu wurden nur die Fundamente des Glaubens von Jesus, mit dem der Friede sei, übernommen. Die meisten Grundsätze des sozialen Lebens und die Ausführungsbestimmungen zum Gesetz wurden von seinen Jüngern und Aposteln und den Kirchenvätern geformt. Der größte Teil wurde aus den vorausgegangenen Heiligen Schriften (Taurat, Sebur) entnommen. Da Jesus, mit dem Friede sei, kein weltlicher Herrscher und kein Sultan war und auch nicht die Quelle eines allgemeinen Gesellschaftsrechts, wurden die Fundamente seines Glaubens mit Gewändern allgemeiner Gesetze und des bürgerlichen Rechts von außen umkleidet, wodurch sie verschiedene Formen annahmen und nun als das Gesetz Christi bezeichnet werden.

kein Ton