Brief | Neunundzwanzigster Brief | 589
(528-621)

Ändert man diese Form und wechselt man die Kleider, so bleibt doch das Fundament des Glaubens Jesu, mit dem der Friede sei, weiter erhalten. Und so verleugnet (wer sich zu ihm bekennt) Hasret Isa, mit dem der Friede sei, nicht und widerspricht ihm auch nicht. Denn da der Stolz der Welt, mit dem Friede und Segen sei, der der König beider Welten, der Herr des islamischen Glaubens und Gesetzes ist, und seine Herrschaft den Osten und den Westen, Andalusien und Indien umfasst, zeigte er die Grundsätze des islamischen Glaubens und brachte die Bestimmungen zur Durchführung dieses Glaubens, was selbst noch die allerkleinsten Formen des Verhaltens mit einschließt. Er selbst lehrte sie und befahl sie zugleich. Das heißt: auch die Bestimmungen zu seiner Durchführung gleichen nicht etwa einem Gewand, das man auswechseln kann, wobei dann der ursprüngliche Glaube noch erhalten bleibt. Vielmehr bilden sie zusammen den Leib für die Fundamente des Glaubens oder doch wenigstens deren Haut. Vereinigt und ineinander verwoben kann man sie unmöglich voneinander trennen. Sie voneinander zu trennen, verursacht unmittelbar den Herrn des Gesetzes zu verleugnen oder ihm zu widersprechen. Was die Unterschiede zwischen den einzelnen Rechtsschulen betrifft, so erwachsen sie aus dem unterschiedlichen Verständnis der theoretischen Grundsätze, die der Herr des Gesetzes (schari’a) unterwiesen hat. Was aber die Prinzipien betrifft, die als unentbehrlich für den Glauben betrachtet und nicht mehr verändert werden können, so gelten sie als unverrückbar und sind keiner weiteren Auslegung zugänglich. Wer sie verändert, zieht sich aus dem Glaubensleben zurück und wechselt hinüber in ein Leben entsprechend dem Hadith:


»Sie verwerfen denn Glauben wie der Pfeil von der Sehne schwirrt.«

Die Leute der ketzerischen Erneuerung (bid’a) und der Gottlosigkeit haben sich eine Ausrede zurechtgelegt, indem sie sagen: »Die französische Revolution war der Auslöser für eine Reihe von Ereignissen in der Geschichte der Menschheit und durch sie erfolgte ein Angriff auf die Priester, Bischöfe und Mönche der Katholischen Kirche, die ihre Kirche war und nun ihre Autorität verlor. Das wurde dann später von vielen gutgeheißen. Und dann erst nahm bei den Franken (also in der westlichen Welt) der Fortschritt seinen Lauf.

Antwort: Auch bei diesem Vergleich ist genauso wie bei den vorigen Vergleichen der Unterschied offensichtlich: Denn in Frankreich lagen schon seit langem alle Mittel der Herrschaft, ja der Unterdrückung in Händen des Adels und der Herrschenden christlichen Glaubens, und das waren (in Frankreich) die Katholiken, und es war der Adel, der auf diese Weise seinen Einfluss über das einfache Volk ausbreitete. Und da sie alle Mittel der Unterdrückung patriotischer Gesinnung und derer, die im einfachen Volk aufgeklärt waren, der Freidenker und derer, die im Revolutionsrat saßen und den Adel und die Despoten angriffen, in Händen hielten, hatte es jahrhundertelanger Unruhen und Kämpfe bedurft, um schließlich die alte soziale Ordnung über Bord zu werfen.

kein Ton